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Wahlordnung: eine Wahlordnung ist eine Reihe von Richtlinien, die den Wahlprozess regeln und festlegen, wer wählen darf, wie die Stimmen abgegeben und gezählt werden und wie die Wahlergebnisse ermittelt werden. Siehe auch Politische Wahlen, Wahlsysteme.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Konstitutionelle Ökonomie über Wahlordnungen - Lexikon der Argumente

Parisi I 206
Wahlordnungen/Konstitutionelle Ökonomie/Voigt: Die Wahlregeln beziehen sich auf die Art und Weise, wie Stimmen in Parlamentssitze umgewandelt werden: Beim Mehrheitswahlrecht (auch Pluralität oder "first-past-the-post" genannt) wird nur der Kandidat gewählt, der die meisten Stimmen in einem Bezirk erhalten hat. Beim Verhältniswahlrecht werden den Parteien die Sitze nach dem Anteil der Stimmen zugeteilt, die sie erhalten haben.
Wahlsysteme umfassen mehr Dimensionen als die Wahlordnungen, insbesondere die Distriktgröße und die Struktur der Stimmzettel.
Die Bezirksgröße bezieht sich auf die Anzahl der Parlamentarier, die aus einem Bezirk entsandt werden.
Die Struktur des Stimmzettels bestimmt, ob die Bürger nur für eine Partei, nur für Einzelpersonen oder für eine Kombination davon stimmen können. Obwohl theoretisch unterschiedlich, sind diese Dimensionen empirisch stark korreliert: Länder, die das Mehrheitswahlrecht (MR) anwenden, haben oft eine minimale Distriktgröße (Ein-Mann-Distrikte) und erlauben die Wahl von Einzelkandidaten.
Proportionales Wahlrecht/Verhältniswahlrecht: Länder, die auf das Verhältniswahlrecht (PR) setzen, haben oft große Wahlkreise und schränken die Möglichkeit ein, von Parteilisten abzuweichen.
Politische Parteien: Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass Wahlregeln einen entscheidenden Einfluss auf die Anzahl der Parteien haben können. Duvergers (1954)(1) Beobachtung, dass MR Zweiparteiensysteme begünstigt, während unter PR mehr Parteien entstehen, wurde sogar als "Duverger's Gesetz" bezeichnet. Die Analyse der wirtschaftlichen Folgen von Wahlsystemen ist jüngeren Datums.
Politische Koalitionen: Es wurde argumentiert (Austen-Smith, 2000)(2), dass, da Koalitionsregierungen unter PR wahrscheinlicher sind als unter MR, ein Common-Pool-Problem zwischen den Regierungsparteien entstehen wird. Die an der Koalition beteiligten Parteien werden es unterschiedlichen Wählern recht machen wollen, was erklärt, warum sowohl die Staatsausgaben als auch die Steuersätze unter PR im Durchschnitt höher sind als unter MR.
Staatsausgaben: Lizzeri und Persico (2001)(3) vergleichen die Zusammensetzung der Staatsausgaben unter alternativen Wahlregeln. Sie unterscheiden zwischen
a) der Bereitstellung eines echten öffentlichen Gutes auf der einen Seite, und
b) "Kirchturmpolitik"-Projekten, die der Umverteilung von Wohlstand dienen, und fragen, ob sich die Anreize zur Bereitstellung dieser Güter systematisch zwischen MR und PR unterscheiden.
Unter MR haben Politiker einen Anreiz, sich um diejenigen zu kümmern, die ihnen helfen können, eine Mehrzahl der Stimmen zu erhalten, und sie werden dies tun, indem sie Kirchturmpolitik-Projekte versprechen.
In der PR hingegen macht das Targeting weniger Sinn, weil jede Stimme zählt, was die Politiker dazu veranlasst, mehr allgemeine öffentliche Güter anzubieten. >Konstitutionelle Ökonomie/Tabellini/Persson
, >Staatliche Strukturen/Konstitutionelle Ökonomie, >Direkte Demokratie/Konstitutionelle Ökonomie.

1. Duverger, M. (1954). Political Parties: Their Organization and Activity in the Modern State.
New York: Wiley.
2. Austen-Smith, D. (2000). "Redistributing Income under Proportional Representation."
Journal of Political Economy 108(6): 1235-1269.
3. Lizzeri, A. and N. Persico (2001). "The Provision of Public Goods Under Alternative Electoral Incentives." American Economic Review 91(1): 225—239.

Voigt, Stefan, “Constitutional Economics and the Law”. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Konstitutionelle Ökonomie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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